Eine Frage die man sich als Hundebesitzer öfters stellt, ist wohl die Frage – Halsband oder Geschirr? Welches Geschirr wäre das Richtige für meinen Hund oder soll es doch nur ein Halsband sein aber welches?
Ich persönlich würde immer ein Geschirr bevorzugen, da sich das Gewicht besser verteilt und es für meinen Hund angenehmer ist als ein Halsband. Bei Hunden, die Schmerzen in Rücken oder Wirbelsäule haben, empfehle ich eher ein gut sitzendes Halsband. Es soll aber jedem Hundebesitzer überlassen werden, wie er es machen möchte. Lasst mich etwas näher auf beide eingehen und vielleicht kann ich ja Halsbandliebhaber überzeugen doch umzusteigen.
Wir widmen uns mal dem Halsband. Es gibt in den Fachmärkten eine riesige Auswahl von den verschiedensten Modellen aber nicht alle sind optimal.
Was kann passieren, wenn das Halsband nicht optimal an den Hund angepasst wird?
- Durchblutung kann gestört werden
- Druck wird auf Halswirbelsäule, Luft-/Speiseröhre und Kehlkopf erhöht und die Versorgung zum Gehirn wird gestört
- Erhöhung des Augeninnendrucks möglich (beim Einsatz von Würgern!)
- Verspannungen
- Schilddrüsenunterfunktion kann ausgelöst werden durch schlecht sitzendes Halsband und Leinenruck
Hier besteht die Gefahr, dass ungünstige Verknüpfungen durch diese unangenehmen schmerzhaften Reizen passieren können.
Beispiel: Radfahrer kommt, Hund wird am Halsband zurückgezogen, Hund hat schmerzen und verbindet dies mit dem Radfahrer. Bei der nächsten Radfahrerbegegnung wird das, für den Hund, Unangenehme wahrscheinlich verbellt.
Welpen und Junghunden würde ich kein Halsband empfehlen, da die Auswirkungen auf die Gesundheit in der Wachstumsphase gravierender ausfallen können!
Wie sollte das optimale Halsband aber nun sein?
- Ein breites Halsband – sollte über zwei Wirbeln gehen damit sich der Druck verteilen kann
- Es sollte weit genug eingestellt sein, dass der Hund nicht eingeschränkt wird, es aber auch nicht abstreifen kann
- Optimal wäre ein weiches, flexibles, luftiges und leichtes Material, dass gepolstert ist inkl. dem Verschluss.
- Verschluss und der Befestigungsring befinden sich direkt nebeneinander und der Verschluss ist eine glatte Schnalle
FINGER WEG von Kettenhalsbändern, Würgehalsbänder und Stromhalsbändern sowie chemische Dressurgeräte (Sprühhalsbänder)
Auch, wenn alle oben genannten Halsbänder (außer Kettenhalsbänder m. Zugstopp) in Österreich laut §5 Tierschutzgesetz verboten sind, gibt es doch einige die darauf zurückgreifen. Diese Hilfsmittel gaukeln euch vor, dass ihr euren Hund erzieht aber in Wirklichkeit ist es reine Folter für den Hund. Ihr macht dadurch eure Bindung zu eurem Liebling kaputt, das Vertrauen zu euch schwindet und es wird immer schwieriger, dass er auf euch hören wird.
Bitte nehmt Abstand von solchen Methoden oder von Kollegen die damit arbeiten.
Kettenhalsbänder mit Zugstopp sind zwar nicht verboten aber trotzdem nicht optimal als Halsband. Die meisten Ketten sind sehr schwer bzw. zu schwer für den Hund und dadurch kann es u.a. zu Halswirbelverletzungen kommen und es besteht eine Strangulationsgefahr.
Nun wisst ihr, worauf ihr beim Halsband achten solltet aber was ist nun mit dem Geschirr?
Auch beim Geschirr gibt es viele verschiedene Modelle – Norwegergeschirr, Sattelgeschirr, Step-in oder doch lieber Führgeschirr?
Bei so einer Menge von Möglichkeiten kann man schon mal leicht den Überblick verlieren. Vorweg möchte ich sagen, es gibt nicht DAS EINE GESCHIRR für alle Hunderassen. Wer sich hier die ultimative Antwort erwartet hat, den muss ich leider enttäuschen. Ich möchte euch hier einen kleinen Überblick geben, worauf man achten sollte beim Kauf eines Geschirres.
Was kann passieren, wenn die Passform nicht optimal ist?
- Schulterblatt wird bei der Bewegung eingeschränkt
- Reizung der rückseitigen Struktur des Schulterblatts
- Gliedmaßen werden in der Bewegung eingeschränkt
- Druck auf Brustkorb/Brustbein/Einschränkung der Atmung
- Druck auf Bizepssehnenansatz
- Schmerzhafte Hautirritationen
Auch bei physiologischen Aspekten können Probleme auftreten
- Einschränkung der Luft-/Speiseröhre /Halsmuskulatur / Halswirbelsäule
- Reizung des Ellenbogens in der Rückführung
- Reizung der Dornfortsätze im Bereich Brust/Lende
- Organeinschränkung / Druck auf innere Organe
- Abwehrverhalten beim Anziehen aus negativer Erfahrung
- Ausweichbewegungen (aus Schmerzen oder Unannehmlichkeit)
Auf was sollte man nun beim Geschirrkauf achten?
- Das Geschirr sollte gepolstert sein, besonders unter den Schnallen
- Die Passform entspricht dem Körperbau des Hundes
- Geschirr sollte gut sitzen, nicht zu eng und nicht zu locker
- Der Hund sollte nicht durch das Geschirr behindert werden bei allen Bewegungen – bedeutet, er kann laufen ohne dass ihn eine Schnalle oder Gurt stört, das Schulterblatt ist frei beweglich,
Physiologisch optimale Aspekte wären
- Ermöglicht eine freie Bewegung der gesamten Vordergliedmaßen
- Besitzt einen breiten Bruststeg zur Druckverteilung der Zugkräfte
- Verursacht weder Reibung, noch Druck, Schmerz oder unnötige Reize
- Ist flexibel einstellbar oder vom Fachmann maßgefertigt
- Besitzt Polsterung /Schnallen, Verbindungen, Gurte)
- Schnürt keine Strukturen ein
- Passt „immer“ – heißt im Sitzen, liegen, stehen;
- Leichtes und schnell trocknendes Material
- So wenig Schnallen wie möglich, soviel wie nötig
- Brustkorb, Brustbein, und Schulterblatt sollten keine Schnallen oder Verbindungsstücke aufweisen
- Geschirr sollte dem individuellen Gangbild eines Hundes gerecht werden
Aber was nehme ich nun Norweger, Step-in, Sattelgeschirr oder Führgeschirr?
Am angenehmsten zu Tragen sind die X oder Y Führgeschirre, sofern sie zum Körperbau des Hundes passen. Führgeschirre allgemein würde ich eher empfehlen, da sie Bereiche wie Rücken und Brust bei Zug besser unterstützen und die Bewegungen bei optimaler Passform nicht einschränken. Aber auch hier kann es passieren, wenn das Führgeschirr nicht optimal sitzt, dass eine Reibung bei Ellbogen und Schultergelenk entstehen kann oder Verschlüsse am Gurt in der Bewegung stören.
Norwegergeschirre hingegen verlaufen meistens über das Schulterblatt und schränken die Bewegungsfreiheit des Hundes ein. Außerdem wird bei Zug, das Geschirr nach oben verschoben, was zur Folge hat, dass der Gurt auf den Kehlkopf drücken kann. Das Sattelgeschirr ist dem Norwegergeschirr sehr ähnlich und würde ich eher nicht empfehlen. Teilweise kommen noch schwere Rückenplatten beim Sattelgeschirr dazu. Norwegergeschirre sind schnell angezogen was aber schon ihr einziger Vorteil ist, wie ich finde.
Step-in Geschirre sind für viele Hundehalter sehr praktisch und eine gute Alternative, wenn sich der Hund nichts über den Kopf streifen lassen möchte. Auf die optimale Passform sollte aber oder gerade auch hier geachtet werden. Einschränkungen beim Ellbogen oder Druck auf das Brustbein sind häufige Problematiken bei Step-in Geschirre sowie Verstellmöglichkeiten sind meistens auch nicht gegeben.
Fazit für mich ist, dass ein optimal sitzendes Geschirr besser ist, als ein Halsband, auch, wenn es perfekt passt. Denn, auch ein breites, gepolstertes Halsband kann den Zug nicht auf den ganzen Hund verteilen und so bleibt der Zug in der Halswirbelregion. Das Geschirr hingegen, verteilt es auf den Hund und so können eventuelle Schäden eher vermieden werden.
Retriever-Leinen sind übrigens auch nicht für alle Hunde geeignet. Retriever-Leinen sind an sich zB für Jäger gedacht, die den Hund nur kurz an der Leine haben und ihn schnell losschicken müssen. Für Hunde, die an der Leine sehr aufgeregt sind und gerne mal ziehen, sollte man sich nach einer besseren Alternative umschauen.
Eure Fellnase wird es euch danken.